Erstes Konzert der Oxford Clerks abgesagt.

Schneechaos in England

Schneechaos in England und die mittendrin. Protokoll eines Rettungsversuchs.

Was kann man tun, wenn das Wetter diesem Tun entgegensteht? Die Antwort ist einfach: Gar nichts. Eine Binsenweisheit, die dennoch im mitteleuropäischen Alltag selten das “konkrete Leben” berührt. Anders gestern, 18.12.2009 in Südwestengland.

Es beginnt mit einer Busfahrt von Oxford zum Flughafen London-Luton am sehr frühen Morgen. An Bord fünf der sechs Sänger des A-Capella-Ensembles “The Oxford Clerks” auf dem weg zu zwei Konzerten in Berlin am 19. und 22. 12.

Die Entfernung zwischen der altehrwürdigen Universitätsstadt und dem Flughafen nördlich von London beträgt etwa 70 Kilometer. Nach deutschen (Autobahn-) Maßstäben also nicht mehr als ein kurzer Sprint. Doch es schneit, die Straßen sind verstopft, und so verbringen die Jungs geschlagene vier Stunden im Bus, ehe sie in Luton eintreffen und ihnen mitgeteilt wird, dass der gesamte Flugverkehr wegen des starken Schneefalls auf unbestimmte Zeit eingestellt wird.

Nicht nur der Flkughafen Luton ist betroffen: Der Straßenverkehr rund um London bricht zusammen, weitere Flughäfen wie London-Gatwick stellen den Betrieb ein, selbst der Bahnverkehr ist stark beeinträchtigt. Später wird klar, dass sogar vier Züge des “Eurostar” im Tunnel unter dem Ärmelkanal steckengeblieben sind.

Was tun? Zu allem Überfluß steht das letzte Adventswochenende vor der Tür und ein Ersatzflug für fünf Passagiere nach Berlin ist rund um London praktisch nicht zu bekommen.

Viele Telephonate über den Kanal und viele teure Minuten in der einschlägigen Hotline der Fluggesellschaft später scheint eine Lösung gefunden: Fünf Plätze in einer Maschine nach Berlin; allerdings von Bristol, also einmal quer durchs Land, mindestens 250 Kilimeter. Der öffentliche Nahverkehr ist außer Gefecht, also wird ein Taxifahrer überredet, sich mit der Witterung anzulegen.

Alles besser – und billiger – als das Konzert abzusagen, denken wir. Und tatsächlich, die Jungs kommen pünklich in Bristol an, das Blatt scheint sich zu wenden. Unterdessen laufen bei beingoo in Deutschland, neben ständigen Kriseninterventionen und dem Aushecken und Prüfen von B-Plänen, die letzten Vorbereitungen für die -Konzerte in Berlin: Programmhefte werden gefaltet, letzte Termine abgesprochen, Reisen nach Berlin werden angetreten.

Dann wieder eine Nachricht aus England: Verspätung. Gut, kann passieren, Aufgeben gilt nicht; Hauptsache weiterkämpfen!

Die fünf Oxford Clerks sind nun bereits 12 Stunden auf ihrer Odyssee unterwegs und es macht sich, wie auch in Deutschland, schwarzer Humor breit – nicht das schlechteste Mittel gegen die ersten Verschleißerscheinungen.

Die nächste Nachricht kommt: Mehr Verspätung. Kurze Zeit später wird klar, dass auch dieses Flugzeug nicht abheben wird. Und auch der Flug des sechsten Sängers, für den Morgen des 19.12. geplant, wird gestrichen.

Kurze Konferenz, dann die Gewissheit: Wir können nichts tun. Die Jungs sind nicht mehr rechtzeitig in Bristol wegzubekommen, es gibt keine alternativen Flüge für Samstag mehr, das Konzert am 19. muss abgesagt werden: Stornieren, was zu Stornieren ist, um es in der Flugzeugsprache zu sagen: “Vorbereitung auf den Aufschlag”. Viel Arbeit vergebens?
Ein Flug wird gefunden, der wenigstens das zweite Konzert rettet, das am 22.12. wie geplant stattfinden wird.

Also: Umbuchen, Weitermachen, Hoffen. Jetzt erst recht! Und der Wetterbericht…

AK

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