Lutz Görner, Gerald Uhlig und Curse diskutieren über Lyrik

Heine war eben auch Rapper

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„Deutsche Lyrik – verstaubt oder zeitlos?“ Zu diesem Thema diskutierten am gestrigen Montagabend Lutz Görner, Gerald Uhlig und aka Curse mit beingoo-Chefredakteur Andreas Kellner im vollbesetzten Unter den Linden. Zur Vorstellung von „. Eine thematische Anthologie“ (des ersten Bandes der “bel”, beingoo edition lyrik) hatte der junge Verlag diese ungewöhnliche Runde zusammengestellt, um der Frage nachzugehen, wie es in der Gegenwart um die Lyrik in deutscher Sprache bestellt ist.

und im Café Einstein Unter den Linden

„Muss man verrückt sein, um heutzutage Lyriker zu sein, oder gar Gedichtbände zu verlegen?“; schon diese Eingangsfrage von Moderator Alexander Wolf entfachte eine lebhafte Debatte. Für einen Verlag, so Kellners Antwort, sei Lyrik natürlich fraglos ein Risiko, aber ein eben auch durchaus kalkulierbares, wenn das Konzept stimme. Lutz Görner, Deutschlands berühmtester Rezitator, wurde zu diesem Punkt noch konkreter: „Kein Lyriker kann von seinen Gedichten leben, wenn überhaupt, dann nur durch Live-Auftritte.“ Einer, der sehr wohl von Lyrik, nämlich von seinen Texten leben kann, ist Michael Kurth, nicht nur bei Hip Hop-Fans besser bekannt als Curse (“Was ist jetzt?”), der den Entstehungsprozess seiner Lieder so beschrieb: „Ich schreibe meine Texte bereits mit Musik im Kopf.“

Heine war eben auch Rapper

Wie packend Lyrik sein kann, wurde für die Zuhörer im Laufe der Diskussion dann auch direkt erfahrbar. Denn die Protagonisten des Abends ließen es sich nicht nehmen, selbst Texte vorzutragen. Lutz Görner bot, ganz souveräner Rezitator, eine klassische Interpretation von Heines Loreley aus dem Band “Sehnsucht”. Michael Kurth nahm den Faden auf und gab mit einer „A capella“-Version seines Liebeslieds „Wenn ich die Welt aus Dir erschaffen könnte“ eine eindrucksvolle Kostprobe seines Sprechgesangs – ganz ohne „Beats“. Dass auch Heine „eigentlich Rapper war“, bewies schließlich Gerald Uhlig mit seiner Rap-Version von „Rückschau“, die das Publikum so zu enthusiastischem Applaus hinriss.

Wie verrückt man als Dichter oder Verleger von Lyrik sein muss, hängt, so der bleibende Eindruck des Abends, vor allem davon ab, wie man mit dieser zeitlosen Kunstform umgeht. Die Reaktionen jedenfalls gaben Kellner Recht: auf das Konzept kommt es an.

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